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Triptykon: Melana Chasmata (Review)

Artist:

Triptykon

Triptykon: Melana Chasmata
Album:

Melana Chasmata

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Death/Gothic/Doom Metal

Label: Century Media/EMI
Spieldauer: 67:25
Erschienen: 11.04.2014
Website: [Link]

Bitte beachtet auch unser TRIPTYKON Massen-Review unter den Kolumnen!

Dieser Tom Warrior ist schon ein Phänomen. Kaum eine Persönlichkeit hat der harten Musik so viele zum Teil einzigartige Facetten hinzufügen können wie der Schweizer. Doch trotzdem kommt man nicht auf die Idee mit ihm tauschen zu wollen, denn seiner Musik nach zu urteilen, brodelt es seit jeher mächtig in ihm. Egal ob rohe Wutausbrüche (HELLHAMMER), kreative Fuck You-Attitüde gegenüber der Szene und dem eigenen Label (CELTIC FROSTs "Into The Pandemonium") oder komplette Umorientierung inklusive völlig neuem (Gitarren-)Sound ("Monotheist"), jedes Album in Warriors Karriere erzählt von Unangepasstheit, Schmerz, Wut, Trauer oder kurz von der dunklen Seite der Gesellschaft und der Rolle des Individuums in ihr. Nach dem Split CELTIC FROSTs und der erfolgreichen Installation TRIPTYKONs in Anlehnung an "Monotheist" läge die Annahme nahe, dass der nun mehr 50-jährige seine lange Reise abgeschlossen hat und heimisch geworden ist. "Melana Chasmata" spricht da aber eine etwas andere Sprache.

In Gänze umgeschmissen wurde das Erfolgsrezept natürlich nicht. Die Gitarren röhren weiter mit ihrem mächtigen Signature-Sound durch die modrige Dunkelheit und kommen so zum großen Teil ohne Powerchords aus ohne an Kraft einzubüßen. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit Skandalkünstler H. R. Giger geht in eine neue Runde und fördert ein weiteres, eklig-schönes Albumcover zu Tage. Der Eröffnungsstampfer 'Tree Of Suffocating Souls' hört sich ebenfalls wie ein typisches TRIPTYKON-Stück an, das auf knapp acht Minuten zwischen Up- und Midtempo schwankend die Beschaffenheit seines monolithischen Daseins preis gibt. Die Neuerungen werden erst mit dem detaillierten Einstieg in die Materie deutlich.

'Boleskine House' beispielsweise beginnt mit einer gezügelten Semi-Akustik-Gitarre, den fantastisch in Szene gesetzten Drums, die hypnotisch die Toms bearbeiten und dem verzerrten Sound des Basses, ehe Tom Warrior mit seinem Sprechgesang das Duett mit Bassistin Vanja Šlajh sucht. Ohne den extremen Anstrich inklusive Growling und palm muted-Gitarren könnte das Ding auch als traurig-schönes Stück auf der nächsten MY DYING BRIDE-Platte stehen. Noch eher würden die Briten aber für das minimalistische Sahnestück 'In The Sleep Of Death' (sich) töten, das als verkapptes Liebeslied einzig mit dem allzu theatralischen Gesang von Tom Warrior im Refrain etwas irritiert. Aber kann Liebe wirklich zu theatralisch sein? Ansonsten gibt es sich ins Gedächtnis fräsende Death/Doom-Riffs und eine simple Ohrwurmmelodie im Refrain, die mit weiteren Momenten des Songs an MORBUS CHRON erinnern, mit denen TRIPTYKON zusammen bekanntlich AT THE GATES auf der Winter-EU-Tournee supporten wird.

Überhaupt geben sich TRIPYTKON fast ausschließlich doomig. Dass nur noch in der THRASH/DEATH-Abrissbirne 'Breathing' amtlich Arsch getreten wird, hat aber weder was mit Altersmilde noch mit schweizerischer Gemütlichkeit zu tun. Die Band ist viel mehr daran interessiert und bemüht jedem Song eine eigene Atmosphäre zu verleihen, als Geschwindigkeits- und Vielfaltsrekorde aufzustellen. Das funktioniert auch ganz vorzüglich in 'Demon Pact', wenn elektronische Spielereien nicht nur im Hintergrund eine nicht unwichtige Rolle spielen, sondern die Bassdrum so herrlich bollern lassen. 'Aurorae' auf der anderen Seite ist zwar ein interessanter Versuch einen an Gothic Rock orientierten Sound in "Melana Chasmata" zu integrieren, bleibt aber im Vergleich zu den schon genannten Songs viel zu blass. 'Black Snow' wiederum ist mit seinen 12 Minuten einfach viel zu lang und hat den an sich schon zähen ersten sechs Minuten nichts hinzuzufügen, was von Bedeutung wäre.

Wer aber bis zum Ende an Bord bleibt, der wird für sein Ausharren belohnt. Positive Vibes auf einer Tom Warrior-Platte? Das Wunder ist geschehen und steht der TRIPTYKON ausgezeichnet. Das träumerische, fast schon ambiente 'Waiting' beginnt abermals mit Vanja Šlajhs Gesang und sorgt sofort für Gänsehaut. Sobald Tom Warrior übernimmt, kommt Energie in den Song, doch anders als erwartet zerstören die harschen Gitarren nicht die Stimmung, sondern fügen sich auf spannende Art und Weise in den Sound ein. Dieser höchst unerwartete Schlusspunkt wertet die Platte zum noch einmal etwas auf und hätte die Minuten aus 'Black Snow' besser verwerten können.

FAZIT: Natürlich ist es immer eine Frage der Argumentation, aber mir fehlt unterm Strich etwas die Abwechslung, die Tempoausschläge nach oben. "Melana Chasmata" kann als Gesamtkunstwerk gedeutet und die vorhandenen Längen verteidigt werden, doch wirklich aussagekräftig und hochwertig ist nicht alles, was auf dem Album zu finden ist. Doch TRIPTYKON scheinen etwas gefunden zu haben, was zwar schon über weite Strecken wunderbar funktioniert, aber noch nicht ganz ausgereift ist. Den eigenen Sound mit Einflüssen aus u.a. Gothic Rock und Ambient anzureichern, lässt die Musik eindringlicher, sphärischer, ja vielleicht spiritueller wirken und im Idealfall mit jedem Durchlauf wachsen. Trotz der überschaubaren Mängel muss man TRIPTYKON dankbar sein. Für den anhaltenden Weiterentwicklungsdrang, für die Unangepasstheit, für die ständige Herausforderung der Hörerschaft. Und dafür, dass sie immer noch 95% der Konkurrenz pulverisieren.

Norman R. (Info) (Review 9401x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Tree Of Suffocating Souls
  • Boleskine House
  • Altar Of Deceit
  • Breathing
  • Aurorae
  • Demon Pact
  • In The Sleep Of Death
  • Black Snow
  • Waiting

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
dr. o [musikreviews.de]
gepostet am: 15.04.2014

User-Wertung:
12 Punkte

sehr guter Auftritt beim Roadburn b.t.w. und Melana Chasmata ist die bisher beste Scheibe der Band...
Major Puskas
gepostet am: 05.06.2014

Norman R., etwas mehr Recherche bitte! Der weibliche Gesang ist nicht von Vanja Slajh, sondern von der langjährigen musikalischen Begleiterin von Tom G., Simone Vollenweider.
Norman R. [musikreviews.de]
gepostet am: 05.06.2014

Hallo Major Puskas,

wie es zu dem Fehler kam, wurde schon der Massenreview angesprochen. Allerdings singen beide Damen auf dem Album!
Nekromant
gepostet am: 19.08.2018

User-Wertung:
14 Punkte

Ein geniales Album! Düster, depressiv und ein wenig melancholisch.

Mal schauen was die Zukunft (von Triptykon) bringt...
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